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„Wir handeln menschlich und sind bereit, Gesundheit und Leben für andere einzusetzen.“

  • Autorenbild: bps
    bps
  • 17. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

„Wir handeln menschlich und sind bereit, Gesundheit und Leben für andere einzusetzen.“

(Zitat aus dem Leitbild der Bayerischen Polizei)

Welches Risiko, schwer verletzt oder gar getötet zu werden, würden Sie eingehen?

Impulse zum Nach- und Vorausdenken anlässlich des Todes von Herrn Simon B., Völklingen


Schweigeminute der Bediensteten des PP Mittelfranken anlässlich des gewaltsamen Todes von Herrn Simon B., Völklingen / Bildrechte: PP Mittelfranken
Schweigeminute der Bediensteten des PP Mittelfranken anlässlich des gewaltsamen Todes von Herrn Simon B., Völklingen / Bildrechte: PP Mittelfranken

 

 

Bildrechte: PP Mittelfranken

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Beruf des Polizisten ist kein Beruf wie jeder andere. Zum einen schauen Sie alle - als Polizistinnen und Polizisten - in die oft zitierten Abgründe unserer Gesellschaft. Sie fahren zum Einsatzort, begegnen dort Menschen, die Sie zuvor noch nie gesehen haben und aus dieser Begegnung werden Gegner.

Polizei und Bürger, die gerade noch zusammenstanden, setzen sich auseinander und die Konfrontation beginnt, von Angesicht zu Angesicht.

Bei dieser Auseinandersetzung geht es darum, wer Recht hat und recht handelt. Manchmal eskaliert so eine Situation und in ganz seltenen Fällen wird der Bürger dem Polizisten zum Feind. Das Ziel eines Feindes besteht darin, mir Schaden zuzufügen, mein Leben einzuengen, mich zu überwältigen.

Sie werden zu einem Streit gerufen. Sie wollen helfen und für Ordnung sorgen. Stattdessen fangen Sie sich eine Beschimpfung, einen Hieb, im Extremfall einen Stich oder gar eine Kugel ein, die Sie schwer verletzt oder Ihr Leben jäh beendet. Wie kann Gott das zulassen?

Genau diese Ungerechtigkeit, dieser Widerspruch, fordert unseren Verstand und unseren Glauben her-aus.

 

Am 27. August 2025 haben sich viele Polizeibedienstete vor ihren Dienststellen versammelt, um den im Dienst getöteten Kollegen, Herrn Simon B., zu ehren und seiner Angehörigen zu gedenken.

Anlässlich des gewaltsamen Todes von Herrn Simon B. und der Schweigeminuten lade ich Sie ein, darüber nachzudenken, wie weit Sie selbst im Einsatz gehen würden.

Im Leitbild der Bayerischen Polizei steht gleich am Anfang folgende Aussage:

„Wir handeln menschlich und sind bereit, Gesundheit und Leben für andere einzusetzen.“

Welches Risiko, schwer verletzt oder gar getötet zu werden, würden Sie eingehen?

Für wen, für welche Person oder für was, für welches Rechtsgut, würden Sie welche Gefahr auf sich nehmen?

Vielleicht wäre es sinnvoll, das Ergebnis Ihrer Überlegungen mit Ihrer Familie, mit Ihren Partnerinnen und Partnern, vielleicht sogar mit Ihren Kindern zu besprechen.

Ich empfinde diese Aussage des Leitbilds „Wir handeln menschlich und sind bereit, Gesundheit und Leben für andere einzusetzen.“ als eine recht steile These.

Warum? Polizisten sind keine Soldaten. Zwischen Soldaten und Polizisten gibt es viele Unterschiede. Einer besteht in der sogenannten Gefahrtragungspflicht. Die Pflicht, sein Leben zu riskieren, ist bei Soldaten deutlich höher als bei Polizisten. Einer muss als Erster aus dem Schützengraben springen.

Daher würde ich diesen Satz für mich entschärfen und schlage folgende Formulierung vor, als Arbeitshypothese, über die wir gerne diskutieren können:

„Ich handle menschlich und bin bereit, gemäß meinem Ausbildungsstand, meiner Berufserfahrung und der mir zur Verfügung stehenden Einsatzmittel ein deutlich erhöhtes Risiko einzugehen.“

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und den Ihnen anvertrauten Kolleginnen und Kollegen, dass Sie wohlbehalten an Leib und Seele aus Ihren Einsätzen zurückkehren.

 

Behüte sie Gott.

 

 
 
 

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