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„Erinnerung, Begegnung und Besinnung“

  • Autorenbild: bps
    bps
  • 5. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Nov.

Reisebericht der Polizeiseelsorge – Polenreise vom 05. bis 11. Oktober 2025


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Von Sonntag, den 5. Oktober bis Samstag, den 11. Oktober 2025 fand eine von der Polizeiseelsorge organisierte Reise nach Polen statt, die von Warschau über Lublin, Majdanek, Sandomierz, Tschenstochau, Auschwitz bis nach Krakau führte. Eine Reise, geprägt von eindrucksvollen Momenten, kulturellen und historischen Eindrücken, intensiven Begegnungen, bewegenden Erlebnissen und stillem Nachdenken, die wohl allen Teilnehmenden noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

1. Tag – Sonntag, 5. Oktober 2025

Am frühen Morgen trafen wir uns am Flughafen München. Nach einem kurzen Flug erreichten wir den Flughafen Warschau, wo wir von unserer Reiseleiterin empfangen wurden. Bei einer Stadtrundfahrt erhielten wir einen ersten Überblick über die dynamische Hauptstadt Polens. Bei einem Sparziergang im Lazienki-Park konnten wir uns die Beine vertreten, am Sitz des Staatpräsidenten vorbeigehen und von außen einen ehemaligen Sommersitz der polnischen Könige bewundern. Leider war das Denkmal von Frédéric Chopin, einem der großen Söhne Polens, aufgrund von Bauarbeiten nur hinter einem Bauzaun zu sehen. Danach besichtigten wir das Pawiak-Museum. In diesem ehemaligen Gefängnis waren von 1835 bis 1945 viele bedeutende Persönlichkeiten der polnischen Geschichte inhaftiert. Die Zellen, Fotos und Gegenstände ließen erahnen, welches Leid hier unzählige Menschen ertragen mussten. Nach Ankunft in unserem Hotel blieb gerade noch Zeit auf die Aussichtsplattform des Warschauer Kultur- und Wissenschaftspalastes zu fahren, einem 237 Meter hohen Wolkenkratzer im Zentrum der Stadt, der auf Anordnung Stalins im Sozialistischem Klassizismus errichtet wurde.

Das anschließende gemeinsame Abendessen gab Gelegenheit sich gegenseitig kennenzulernen.

 

2. Tag – Montag, 6. Oktober 2025

Zunächst spazierten wir durch die Altstadt Warschaus, die nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes ab Oktober 1944 durch deutsche Truppen zu 85 % zerstört worden war. Bereits Ende der 1950er Jahren begann die liebevolle Rekonstruierung. Wer heute hier spaziert, kann fast nicht glauben, dass einst kaum ein Stein auf dem anderen geblieben war.

Nach dem Mittagessen besichtigten wir das preisgekrönte POLIN-Museum, das eindrucksvoll die tausendjährige Geschichte der Juden in Polen erzählt. Auf dem Vorplatz befindet sich das Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos, vor dem Willi Brandt bei seinem Besuch in Warschau 1970 auf die Knie gesunken ist. Diese Geste wurde zu einem Symbol der Versöhnung, deren Bedeutung daran ermessen werden kann, dass dieser Platz - mitten im ehemaligen Ghetto – heute Willi-Brand-Platz heißt.

Das Museum befindet sich im ehemaligen „Wohnbezirk für die jüdische Bevölkerung“, dem Warschauer Ghetto, in dem von Oktober 1940 bis zu seiner gewaltsamen Liquidierung im Mai 1943 etwa 450.000 Menschen auf engstem Raum unter katastrophalen Bedingungen eingeschlossen waren. Ein kleiner Rest der Ghettomauer und der „Umschlagplatz“, von dem aus die Züge voller Menschen in den Tod abfuhren, geben stumm Zeugnis von unfassbaren Verbrechen. Wir konnten sicher kaum erahnen, wie viel Verzweiflung hier einmal geherrscht haben muss.  Am Abend dieses emotionalen Tages waren die Gespräche geprägt von dem Gesehenen.

 

3. Tag – Dienstag, 7. Oktober 2025

Nach dem Frühstück machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Lublin, einer charmanten Stadt im Osten Polens. Nach einer Führung durch die historische Altstadt besuchten wir am Nachmittag das ehemalige Konzentrationslager Majdanek am Stadtrand von Lublin. Die erhaltenen Baracken, Gaskammern und der riesige Aschehügel führten uns die Grausamkeit des NS-Regimes erneut auf erschütternde Weise vor Augen.

 

4. Tag – Mittwoch, 8. Oktober 2025

Der vierte Tag führte uns zunächst nach Sandomierz, oft auch als „Klein-Rom“ bezeichnet – eine der ältesten und schönsten Städte Polens. Bei einem Rundgang bewunderten wir die beeindruckende Kathedrale, das Rathaus und die verwinkelten Straßen, die sich über dem Weichselufer erheben. Anschließend ging es weiter nach Tschenstochau, dem bedeutendsten Wallfahrtsort Polens. Am Abend bezogen wir unser Hotel und ließen die Eindrücke in ruhiger Atmosphäre nachklingen.

 

5. Tag – Donnerstag, 9. Oktober 2025

Am Morgen ging es in das Kloster Jasna Gora, in dem das berühmte Gnadenbild der Schwarzen Madonna verehrt wird. Für uns war es leider kaum möglich einen Moment der Stille und des Gebets zu finden, da wir den Freitag „erwischt“ hatten, an dem sich Schülerinnen und Schüler aus allen Schulen Polens, die den Namen des polnischen Papstes Johannes-Paul II tragen (in Polen nur „der Papst“ genannt) zu einem Gottesdienst trafen. Wir konnten erleben, welchen Stellenwert in Polen der Glaube hat – trotz aller säkularen Entwicklungen.

Mit gemischten Gefühlen machten wir uns danach den Weg nach Oswiecim (Auschwitz). Während der Führung durch das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau herrschte tiefes Schweigen. Kaum ein anderer Ort steht so für die Abgründe menschlichen Handelns.Die Baracken, Stacheldrahtzäune und die unzähligen Namen und Gesichter der Opfer sprachen eine stumme Sprache. Erschüttert verließen wir diesen Ort in Stille. Unterwegs nach Krakau herrschte eine nachdenkliche Stimmung im Bus.

 

6. Tag – Freitag, 10. Oktober 2025

Der Tag stand im Zeichen der Stadt Krakau. Zunächst ging es auf den Hügel Wawel, einer Erhebung im Zentrum Krakaus auf der sich die ehemalige Residenz der polnischen Könige, deren einstigen Krönungskirche und viele anderer historische Bauten befinden. Beim anschließenden Rundgang durch die Altstadt kamen wir gerade noch rechtzeitig, um das Glockenspiel im Historischen Gebäude der Krakauer Universität zu erleben. Danach winkten wir (wie es für jeden Touristen „Pflicht“ ist) – trotz strömenden Regens - dem Turmbläser der Marienkirche nach seiner Darbietung zu. Wir konnten bei einem typisch polnischen Essen ein wenig trocknen und danach gestärkt zu einem geführten Spaziergang durch den Stadtteil Kazimierz aufbrechen, einst das Zentrum jüdischen Lebens. Wir besuchten die dortige Synagoge und einige Originalschauplätze des Films „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg. Am späten Nachmittag stand der Besuch der ehemaligen Emailwarenfabrik von Oskar Schindler auf dem Programm, die durch den Film weltweit bekannt wurde. Das heutige Museum dort vermittelt eindrucksvoll, wie aus Menschlichkeit und Mut Hoffnung erwachsen konnte.

Zum Abschluss der Reise traf sich die Gruppe zu einem Abendessen in einem jüdischen Restaurant, begleitet von Klezmer-Musik. Wir blickten zurück auf eine intensive Woche, die noch lange nachwirken wird.

 

7. Tag – Samstag, 11. Oktober 2025

Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen. Am Flughafen Krakau trat die Gruppe den Rückflug nach München an. In den Gesprächen auf dem Heimweg zeigte sich, dass diese Reise für alle Beteiligten weit mehr war als nur eine Studienfahrt – sie war eine Reise der Erinnerung, der Gemeinschaft und des persönlichen Innehaltens.

 


Fazit

Die Polenreise hat Spuren hinterlassen – nicht nur in den Reisetagebüchern, sondern auch in den Herzen der Teilnehmenden. Sie hat eindrucksvoll gezeigt, wie Glaube, Geschichte und Menschlichkeit miteinander verwoben sind und dass Erinnerung lebendig bleibt, wenn Menschen gemeinsam hinschauen, verstehen und daraus Verantwortung übernehmen. „Erinnerung ist kein Rückblick – sie ist Auftrag für die Zukunft.“

 

 

 
 
 

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