Frohe Ostern!?
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Frohe Ostern!“ – ist dieser Wunsch heuer nicht der reine Hohn? Wo und wie soll denn Freude aufkommen angesichts der Corona-Pandemie? Fast alles, was uns früher Freude bereitet hat, scheint stark eingeschränkt oder gar verboten zu sein. Vielen ist das Lachen vergangen. Einige haben auf den Intensivstationen mit dem Tod gerungen. Zu viele haben diesen Kampf verloren. Frohe Ostern?
Schon damals, in der historischen Karwoche, lagen Wohl und Wehe nahe beieinander: Am Palmsonntag rief die Menge „Hosianna!“. Sie feierten Jesus als Hoffnungsträger und Heilsbringer. Schon fünf Tage später riefen dieselben Menschen „Kreuzige ihn!“, was dann auch geschah. Kommt uns das bekannt vor? Was vorgestern in der Dienstbesprechung oder Telefonkonferenz verkündet wurde, gilt heute nicht mehr. Viele Politiker*innen, Krisenstrategien und Impfstoffe wurden hochgejubelt, gefeiert und kurze Zeit später medial in die Tiefe gestoßen. Warum? Weil sie meine Erwartungen nicht erfüllen konnten? Weil sie mehr versprochen als gehalten haben? Was blieb von Ostern übrig?
Ein Sieg! Jesus ist auferstanden. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das Leben kann sich durchsetzen, aber es ist auch heute immer wieder neu ein Kampf. Nach wie vor wollen wir ein Corona bedingtes Massensterben verhindern. Worauf hoffen wir sonst noch? Was müsste geschehen, dass es ein frohes Ostern wird? Was sollte wieder auferstehen? All das, was uns dazu einfällt, dürfen wir Gott im Gebet anvertrauen getreu der Verheißung: „Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lukas 11,10)
Ich vermisse offene Türen zu Cafés, Kinos und Geschäften. Ich vermisse den Trubel in der Fußgängerzone, die unbeschwerte Gemeinschaft mit Freunden, in der Familie, im Verein. Ich wünsche mir eine faire Streitkultur, Vorbilder mit Format, Geduld, Toleranz und Barmherzigkeit im Alltag. Menschen, die trotz eigener Probleme sich der Sorgen und Nöte ihrer Mitmenschen annehmen, ihre Hände statt der Ellenbogen nutzen. Kurzum: Ich möchte mich wieder ins Leben stürzen!
Ostern heißt: Es gibt ein Happy End! Scheinbar aussichtlose Lagen können sich zum Guten wenden. Jesus ist auferstanden. Der Glaube ist - gerade in schwierigen Zeiten - eine wichtige Ressource. Er kann unser Herz und Gemüt mit Licht und Freude füllen, auch wenn es um uns herum noch dunkel ist.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen Gottvertrauen, ein spirituelles Erlebnis, weiterhin Kraft und Weisheit, Ihren Alltag zu gestalten: „auf der Straße“, im Homeoffice, in Ihrer Freizeit.
Alles Gute und ein gesegnetes Osterfest im Namen der Bayerischen Polizeiseelsorge,
Ihr
Matthias Herling
Kirchenrat Matthias Herling
Landeskirchlicher Beauftragter für Polizeiseelsorge
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